Gerecht und ohne Waffen

    Ulf Renner

    Nun ist sie endlich fertig, ich bin außer Rand und Band
    meine neue Wohnung. Noch ein Bild soll an die Wand
    Es ist zu dick für die Reißzwecken
    Es ist für Powerstrips zu schwer
    hält nicht in Fotoklebeecken
    Klarer Fall: die Wand bleibt leer.
    Ich könnte, müsste man nicht dübeln, Regale bis zur Decke bau’n
    Aber wer will’s mir verübeln? Ich kann nun mal keinen, ich kann nun mal keinen
    Ich kann keinen Nagel hau’n.

    Bohren, nageln, sägen, sind nicht meine Welt
    Und was ich nicht festkleben kann, wird einfach hingestellt.
    Schrauben, hämmern, schweißen, (alles) was knirscht und kracht und knallt
    ist mir zutiefst zuwider. Ich verabscheue Gewalt.

    Ein ganzes Album neuer Lieder und ich könnte schwör’n
    Es sind meine besten! Doch wer will das schon hör’n
    Ich muss zu Gottschalk in die Sendung
    Zu Deutschland sucht den Superstar
    Das wäre die finale Wendung
    Und alle Träume würden wahr
    Ich würd’ mein Wohnzimmer bestuhlen und würde singen, schön und laut.
    Nur um eure Gunst zu buhlen, das hab ich mich einfach, das hab ich mich einfach,
    Das hab ich mich noch nicht getraut.

    Bohren, nageln, sägen, sind nicht meine Welt
    Und was ich nicht festkleben kann, wird einfach hingestellt.
    Schrauben, hämmern, schweißen, (alles) was knirscht und kracht und knallt
    ist mir zutiefst zuwider. Ich verabscheue Gewalt.

    Kein Bahnhof, keine Straße, keine Stadt in diesem Land
    wo noch kein Presslufthammer, keine Rüttelplatte stand
    So treiben sie es bunt und
    immer weiter, bis zuletzt
    der Bodenfrost dem Wahnsinn
    vorläufig ein Ende setzt
    Wie ich auch nach dem Frühjahr schmachte, nach Wärme und nach Blumenduft  
    Allein der Winter brachte die Stille mit, die Stille mit,
    die Stille in eiskalter Luft.

    Bohren, nageln, sägen, sind nicht meine Welt
    Und was ich nicht festkleben kann, wird einfach hingestellt.
    Schrauben, hämmern, schweißen, (alles) was knirscht und kracht und knallt
    ist mir zutiefst zuwider. Ich verabscheue Gewalt.

    Ich ging der Mutter so auf die Nerven, wie ich mich noch betteln hör:
    Ich will nicht mehr mit Stöckchen schießen, ich will ein richtiges Gewehr
    Die Mutter nahm beiseite
    sie hat als Kind den Krieg gesehen
    ich hörte gierig die Geschichten
    und konnte trotzdem nicht versteh’n:
    In wem noch ein Fünkchen Verstand glimmt, der kann keinen Menschen abknall’n
    Wer eine Waffe in die Hand nimmt, dem soll diese Hand, dem soll diese Hand
    dem soll die Hand abfall’n!

    Gerecht und ohne Waffen, das wäre meine Welt
    es gibt sie nicht, sie ist ein Traum, sie ist nur vorgestellt
    Gerecht und ohne Waffen, und was man träumen kann
    Das kann man auch schaffen, jetzt, nicht irgendwann.
    Gerecht und ohne Waffen, besser jetzt als irgendwann.

    copyright: liedersaenger